In der industriellen Metallverarbeitung Entgraten und Polieren werden oft in einem Atemzug genannt – und das aus gutem Grund. Beides sind Veredelungsprozesse, die die Qualität, Leistung und das Aussehen von Metallteilen verbessern. Sie dienen jedoch sehr unterschiedlichen Zwecken, finden in unterschiedlichen Produktionsphasen statt und erfordern unterschiedliche Werkzeuge und Techniken.
Beim Entgraten geht es darum, scharfe Kanten, Grate und andere gefährliche oder leistungseinschränkende Mängel zu entfernen, die nach dem Schneiden, Bearbeiten oder Formen zurückbleiben. Beim Polieren hingegen geht es darum, die gesamte Oberfläche zu verfeinern, um eine glatte, gleichmäßige und oft optisch ansprechende Oberfläche zu erzielen.
Entgraten ist der industrielle Prozess zum Entfernen von Graten – den kleinen, erhabenen Vorsprüngen oder rauen Kanten, die sich bei Fertigungsvorgängen wie Zerspanen, Bohren, Laserschneiden, Stanzen oder Gießen auf einem Werkstück bilden.
Grate sind in der Regel unerwünschte Nebenprodukte von Materialverschiebungen oder -rissen, wenn ein Schneidwerkzeug das Werkstück verlässt oder geschmolzenes Metall in einer Form ungleichmäßig erstarrt. Sie können als scharfe Grate an Kanten, dünne Splitter, die aus Bohrlöchern hängen, oder feine Haarsträhnen an komplizierten Strukturen auftreten.

Das Entgraten ist typischerweise einer der ersten Schritte nach der Bearbeitung des Werkstücks. Es kann manuell (mit Feilen, Schabern, Schleifpads), maschinell (mit Schleifscheiben, Bandschleifern, Rotationsbürsten), in Gleitschleifanlagen (Vibrationsbehälter, Trommelschleifer) oder mithilfe spezieller Technologien erfolgen, beispielsweise:
Unabhängig von der Methode besteht das Ziel darin, nur das unerwünschte Material präzise zu entfernen und eine saubere, gleichmäßige Kante zu hinterlassen, die den Maß- und Oberflächenspezifikationen entspricht.
Beim Polieren handelt es sich um die kontrollierte Veredelung einer Metalloberfläche mit feinen Schleifmitteln, um mikroskopische Unregelmäßigkeiten, Kratzer, Löcher oder Oxidation zu entfernen und die gewünschte Glätte, Reflektivität oder Textur zu erzeugen.
Das Polieren erfolgt in der Regel nach Abschluss aller Formgebungs-, Entgratungs- und Grobbearbeitungsschritte. Es ist der „letzte Schliff“ im Produktionsablauf und stellt sicher, dass die Oberfläche den erforderlichen ästhetischen und technischen Standards entspricht, wie z. B. einer bestimmten Oberflächenrauheit (Ra-Wert) oder einer gleichmäßigen Maserungsrichtung.

Während beim Entgraten nur punktuelle Vorsprünge bearbeitet werden, wird beim Polieren die gesamte Oberfläche bearbeitet, um ein gleichmäßiges Finish zu erzielen. Dieser Prozess kann funktional sein – Reibung reduzieren, Korrosionsbeständigkeit verbessern, Reinigungsfähigkeit verbessern – oder rein kosmetisch, um den für den Kunden sichtbaren Teilen ein glänzendes oder spiegelähnliches Aussehen zu verleihen.

Entgraten: Entfernt scharfe Grate und gezackte Kanten, die Verletzungen verursachen, die Montage behindern oder die Leistung beeinträchtigen können. Der Schwerpunkt liegt auf der Beseitigung lokaler Gefahren und der Gewährleistung einer präzisen, sicheren Geometrie.
Polieren: Verfeinert die gesamte Oberfläche, um Glätte, Glanz und Leistung zu verbessern. Ziel ist es, die Oberflächenstruktur hinsichtlich Aussehen, Reibungsreduzierung, Korrosionsbeständigkeit oder Beschichtungsbereitschaft zu perfektionieren.
Entgraten: Entfernt größere, örtlich begrenzte Unvollkommenheiten – physikalisch signifikante Vorsprünge entlang von Kanten, Löchern oder Teileübergängen.
Polieren: Entfernt eine mikroskopisch kleine, gleichmäßige Materialschicht von der gesamten Oberfläche und gleicht feine Spitzen und Täler aus vorherigen Prozessen aus.
Entgraten: Wird unmittelbar nach der Bearbeitung, dem Schneiden, Stanzen oder Formen durchgeführt; ein früher Endbearbeitungsschritt, der das Teil für nachfolgende Vorgänge vorbereitet.
Polieren: Wird als letzter oder nahezu letzter Schritt nach dem Entgraten und etwaiger grober Endbearbeitung durchgeführt, sobald Kanten und Geometrie vollständig optimiert sind.
Entgraten: Verwendet grobe bis mittlere Schleifmittel, Schneidwerkzeuge, Drahtbürsten und fortschrittliche Verfahren wie thermisches Entgraten, elektrochemisches Entgraten oder abrasives Fließschleifen.
Polieren: Verwendet feine bis ultrafeine Schleifmittel, Polierscheiben, Poliermittel, Elektropolierbäder oder Vibrationspoliermittel für gleichmäßige, hochwertige Oberflächen.
Entgraten: Bewertet anhand der Kantengleichmäßigkeit, der Gratfreiheit und der Einhaltung der Maßtoleranzen an Kanten, Löchern und Passflächen.
Polieren: Gemessen anhand der Oberflächenrauheit (Ra), des Reflexionsvermögens, der gleichmäßigen Körnung und des Fehlens von Kratzern, Löchern oder Oberflächenfehlern.